Ergebnis
Die Unterschiede in den zuvor genannten Sorteneigenschaften sind bei Ackerbohnen mitunter sehr groß. Dabei geht es hauptsächlich um Eigenschaften, welche einen Einfluss auf die weitere Verwertbarkeit der Ackerbohnen nach der Ernte haben sowie in geringerem Maße auch auf die Produktionstechnik und Bestandesführung. Daher hat die Sortenwahl einen großen Effekt darauf, wie erfolgreich Ackerbohnen nach der Ernte im anbauenden Betrieb weiter verwertet oder auch vermarktet werden können. Die Kenntnis der unterschiedlichen Sorteneigenschaften ermöglicht es Anbauinteressierten, gezielt Überlegungen zu den betriebsindividuell realisierbaren Verwertungsmöglichkeiten anstellen zu können.
Sortenbeschreibung nach Bundessortenamt
Die Eigenschaften der verschiedenen Ackerbohnensorten, welche in der BSL enthalten sind, werden anhand einer Notenskala von 1 bis 9 charakterisiert. Bei Eigenschaften wie Ertrag, Rohproteingehalt, TKM, Pflanzenlänge usw. gibt die Note 1 eine sehr niedrige, die Note 5 eine durchschnittliche sowie die Note 9 eine sehr hohe Ausprägung der jeweiligen Eigenschaft an. Bei Sorteneigenschaften wie Lager- oder Krankheitsanfälligkeit drückt die Note 1 eine fehlende bis sehr geringe, die Note 5 eine durchschnittliche, sowie die Note 9 eine sehr starke Neigung zu der jeweiligen Eigenschaft aus. In Tabelle 1 sind die in der BSL beschriebenen Ackerbohnensorten inklusive der Sortenbeschreibung mittels der Notenskala zu finden:
Kornertrag
Auf den ersten Blick spielt das Kornertragspotential einer Sorte oft die wichtigste Rolle. Dieses Kriterium ist vor allem für Marktfruchtbetriebe relevant, welche die Ernte verkaufen. Noch haben Qualitätsparameter wie Eiweißgehalt oder Korngröße in Deutschland bei der Vermarktung an den Landhandel, oder auch an Veredlungsbetriebe, selten einen Einfluss auf die Preisfindung. Dies könnte sich in Zukunft, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung von Ackerbohnen in der Humanernährung, aber ändern. In Tabelle 2 sind die in Deutschland zwischen 2011 und 2020 durchschnittlich geernteten Kornerträge von Ackerbohnen dargestellt:
Von den in der BSL 2020 des BSA gelisteten Sorten haben folgende ein vergleichsmäßig hohes Ertragspotential:
- Macho
- Stella
- Trumpet
Ein vergleichsmäßig niedriges Ertragspotential haben die Sorten:
- Bianca
- GL Sunrise
Rohproteingehalt
Der Rohproteingehalt einer Sorte ist vor allem für Veredlungsbetriebe relevant, welche die geernteten Ackerbohnen selbst verfüttern. Bei der Vermarktung in den Humanbereich können höhere Rohproteingehalte zu Preiszuschlägen führen. Beim Handel zwischen Ackerbau und Veredlungsbetrieb könnte man auf Basis des Rohproteingehaltes als wertgebenden Inhaltsstoff eine faire Preisgestaltung realisieren. Aus den Rohproteinanalysen der Sortenprüfungen gibt das BSA einen mittleren Rohproteingehalt über alle Ackerbohnensorten von ca. 25 % (bei 86% Trockenmasse) an. Dies entspricht in der Trockenmasse ca. 29% Rohprotein.
Laut BSL haben folgende Sorten einen vergleichsmäßig hohen Rohproteingehalt:
- LG Cartouche (BSL 2020, in BSL 2021 auf Grund zu geringer Anzahl Prüfstandorte nicht mehr enthalten)
- Dosis
Einen vergleichsmäßig niedrigen Rohproteingehalt haben:
- Macho
- Trumpet
Rohproteinertrag je Fläche
Zusammen mit dem Kornertragspotential ergibt sich aus dem Rohproteingehalt der Rohproteinertrag je Fläche. Die meisten Sorten mit hohen Kornerträgen haben eher geringe Rohproteingehalte, schneiden aber durch den hohen Masseertrag trotzdem recht gut beim Rohproteinertrag je Fläche ab. Auch der Rohproteinertrag je Fläche ist in erster Linie für Veredlungsbetriebe interessant. Vor allem dann, wenn es schlicht um die Sicherstellung des Gesamtproteinbedarfes geht, und weniger um das letzte Gramm Rohprotein, also die Rohproteinkonzentration, je kg TM der Futterration.
Von den in der BSL aufgeführten Sorten haben folgende einen vergleichsmäßig hohen Rohproteinertrag je Fläche:
- Capri
- Daisy
- Dosis
- LG Cartouche (BSL 2020)
- Stella
Dagegen haben nachstehende einen vergleichsmäßig niedrigen Rohproteinertrag je Fläche:
- Bianca
- GL Sunrise
- Taifun
Antinutritive Inhaltsstoffe
Viele der verfügbaren Ackerbohnensorten enthalten die antinutritiven Stoffe Tannin, welches sich in der Ackerbohnenschale befindet, sowie Vicin und Convicin, welche im Korn enthalten sind. Diese Stoffe wirken sich in der Monogastrierfütterung ab bestimmten Konzentrationen negativ auf die Futteraufnahme und Leistung aus. Dabei können Tannine zu einer geringeren Futteraufnahme (Bitterstoffe) sowie zu einer Verschlechterung der Proteinverdaulichkeit führen. Vicin und Convicin wirkt sich negativ auf die Leistung von Legehennen aus. In der Wiederkäuerfütterung spielen diese Stoffe dagegen keine Rolle. Tannine werden sogar eher als förderlich angesehen, da sie die Nährstoffstabilität im Pansen etwas erhöhen können.
Auch die Gehalte an Antinutritiva sind vor allem für Veredlungsbetriebe relevant. Es kann also Sinn machen, auf Sorten auszuweichen, die durch züchterische Bearbeitung frei von einzelnen, oder sogar allen zuvor genannten Inhaltsstoffen sind. Im Bereich der Humanernährung ist der Parameter antinutritive Inhaltsstoffe, zumindest in Deutschland, bisher noch nicht relevant. Insbesondere bei den tanninarmen Sorten scheint dieser Züchtungserfolg allerdings mit einer reduzierten Kornertragsfähigkeit einherzugehen. Alternativ könnten hier auch tanninhaltige Sorten vor dem Verfüttern geschält werden.
Sorten mit geringem Tanningehalt sind laut BSL folgende:
- Bianca
- GL Sunrise
- Taifun
Arm an Vicin-/Convicin sind die Sorten:
- Allison
- Bianca
- Bolivia
- Dosis
- Tiffany
Tausendkornmasse
Die TKM, und damit die Korngröße, der gängigen Ackerbohnensorten schwankt in einem Bereich von ca. 350 bis 750 g. Sorten mit hoher TKM verursachen höhere Saatgut- und Aussaatkosten, da bei gleicher Anzahl Samen je m² mehr Masse an Saatgut ausgebracht werden muss. Insbesondere bei zusätzlich schlechter Keimfähigkeit kann je nach Sämaschine die errechnete benötigte Saatmenge je ha, die technisch machbare maximale Ausbringmenge übersteigen. Außerdem können besonders große Ackerbohnen Probleme mit der Saat- und Fördertechnik verursachen. Wenn diese nicht dafür ausgelegt ist solche Korngrößen zu bewegen, kann es an Särädern oder Förderschnecken zu Verstopfungen und Kornbruch kommen.
Für den Bereich der Humanernährung werden eher großkörnige Ackerbohnen gesucht und auch besser bezahlt. Außerdem haben großkörnige, tanninhaltige Ackerbohnen einen geringeren Tanningehalt, als kleinkörnige tanninhaltige Sorten. Dies beruht auf der Tatsache, dass sich die Tannine vorwiegend in der Schale befinden. Auf Grund des Oberflächen/Volumen-Verhältnisses hat die Schale bei großkörnigen Sorten einen geringeren Anteil am Gesamtkorn, als bei kleinkörnigen Sorten.
Von den in der BSL gelisteten Sorten verfügen folgende über eine vergleichsmäßig hohe TKM:
- Apollo
- Fuego
- Macho
Eine niedrige TKM haben die Sorten:
- Dosis
- GL Sunrise
- Taifun
- Trumpet
Krankheitsanfälligkeit
Was die Anfälligkeit für relevante Ackerbohnenkrankheiten angeht, gibt es nur bei Ackerbohnenrost nennenswerte Unterschiede zwischen den Sorten. Da der Ackerbohnenrost relativ wärmebedürftig ist, tritt er eher in wärmeren Anbaugebieten auf. Befindet man sich in solch einer Region und hat vermehrt Probleme mit dieser Krankheit, sollte man eher auf weniger rostanfällige Sorten zurückgreifen, bzw. im konventionellen Anbau besonders aufmerksam sein, um auf Rostausbrüche frühzeitig reagieren zu können.
Von den in der BSL des BSA gelisteten Sorten haben folgende eine geringe bis mittlere Rostanfälligkeit:
- Allison
- Bolivia
- Daisy
- GL Sunrise
- LG Cartouche (BSL 2020)
- Macho
- Stella
Eine mittlere bis starke Rostanfälligkeit haben laut BSL die Sorten:
- Dosis
- Trumpet
- Taifun
Das Wichtigste für die Praxis
- Die Unterschiede zwischen den wenigen verfügbaren Ackerbohnensorten sind in einigen Eigenschaften relativ groß.
- Vor der Sortenwahl muss sich der oder die Anbauende darüber klarwerden, wie die individuellen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten bezüglich Anbau und Verwertung bzw. Vermarktung aussehen. Daraus können dann die Ansprüche an eine Ackerbohnensorte abgeleitet werden.
- Diese Ansprüche müssen anschließend mit dem verfügbaren Ackerbohnensortiment abgeglichen werden, um die geeignetste Sorte herauszufiltern.
- Da regelmäßig Neuzüchtungen auf dem Saatgutmarkt erscheinen, ist es hilfreich, sich jährlich über diese neuen Sorten zu informieren. Vielversprechende Sorten werden in unabhängigen Sortenversuchen der jeweiligen Länderinstitutionen in „Landessortenversuchen“ geprüft, sowie die Ergebnisse veröffentlicht.
Weitere Informationen
Unter folgenden Links können die Ergebnisse der deutschen Landessortenversuche Ackerbohne gefunden werden
https://www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/index.php?id=180
https://www.isip.de/isip/servlet/isip-de/infothek/versuchsberichte
0 Kommentare