Ergebnis
Durch ein besseres Verständnis relevanter Ackerbohnenkrankheiten ist es für Anbauende möglich, durch gezielten Pflanzenschutzeinsatz deutliche Mehrerträge zu generieren, die auch eine Steigerung der oft in Frage gestellten Wirtschaftlichkeit des Ackerbohnenanbaus ermöglichen. Auf der anderen Seite können unnötige prophylaktisch durchgeführte Fungizidmaßnahmen eingespart werden, was die Wirksamkeit der wenigen vorhandenen Wirkstoffe sowie die Umwelt schont.
Auftreten und Verbreitung
Ackerbohnenrost tritt stärker in wärmeren Gegenden Mitteleuropas bzw. in heißen Sommern auf. Infektionen finden normalerweise zur Mitte bis zum Ende der Ackerbohnenblüte statt. Die Krankheit überdauert auf Ernteresten, Ausfallpflanzen oder Winteraussaaten, anderen Wirtspflanzen sowie in gewissem Maße auch auf den Ackerbohnensamen. Die Sporen werden durch Wind verbreitet.
Die Schokoladenfleckenkrankheit tritt vor allem in Regionen bzw. Jahren mit hohen Niederschlagsmengen während der Sommermonate kurz vor und während der Blüte der Ackerbohnen auf. Zur Überdauerung werden Sklerotien gebildet. Die Ausbreitung im Bestand findet über Sporen statt.
Symptome
Ackerbohnenrost
Meist bilden sich gegen Ende der Blüte blattoberseits und -unterseits, an Blattstielen und Stängeln zerstreut 0,5 bis 1mm große, hellbraune Rostpusteln (Uredolager). Später werden bis 2 mm große, dunkelbraune bis schwarze Teleutolager erkennbar. Je nach Befallszeitpunkt und Befallsgrad treten geringere oder stärkere Entwicklungsstörungen an den Pflanzen auf. Blattfall ist bei früher Infektion möglich.
Schokoladenflecken
Die Krankheit beginnt mit kleinen schokoladenfarbigen, spritzerartig verteilten runden Flecken, die unregelmäßig auf den untersten Blättern verstreut sind. Diese Flecken sind meist scharf durch einen rötlichen oder graugrünlichen Rand abgegrenzt. Die Mittelzone hellt sich später auf und trocknet aus. Bei starkem, fortgeschrittenem Befall werden die Flecken größer (Läsionenwachstum), laufen zusammen und verfärben sich schwarz bis gräulich. Durch Wachstumsunterbrechungen entstehen typisch zonierte Läsionen. Nachfolgend sterben die Blätter ab. Auch Blüten und Hülsen können befallen werden, was deren Abwurf hervorrufen kann.
Infektionsbedingungen
Ackerbohnenrost
Die Sporen sind zur Keimung wärmebedürftig (Optimum 20–25°C), weswegen die Krankheit in der Regel erst im Sommer auftritt. Hierfür genügen ca. 6–18 Stunden Blattfeuchte aus Tau oder Niederschlägen. Kühlere Nächte mit daraus resultierender hoher relativer Luftfeuchtigkeit begünstigen den Befall. Dichte Bestände, Spätsaaten sowie plötzliche Temperaturanstiege mit Hitzestress für die Ackerbohnen erhöhen das Infektionsrisiko.
Schokoladenflecken
Das Auftreten der Krankheit ist an feuchte Witterungsbedingungen für mehrere Tage gebunden. Das Temperaturoptimum zur infektiösen Sporenkeimung liegt zwischen 15–20°C ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von mindestens 85 bis 90%. Der Pilz benötigt zum Übergang in eine aggressivere Phase, sprich zur weiteren Ausbreitung in der Pflanze (Läsionenwachstum), für mehrere Tage Luftfeuchten über 70% und Temperaturen unter 28°C. Bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von über 90% und feuchten Blattoberflächen ist das Risiko, dass die Krankheit in die aggressive Phase übergeht, besonders hoch. Bei günstiger Witterung kann 4–5 Tage nach der Erstinfektion eine zweite Sporengeneration gebildet werden. Diese kann im Bestand eine zweite Infektionswelle verursachen, sofern es die Witterung zulässt. Prinzipiell wird die Schokoladenfleckenkrankheit durch Faktoren befördert, die ein Abtrocknen der Bestände hemmen. Dies sind z.B. starke Verunkrautung, zu dichte Bestände sowie windgeschützte Lagen. Außerdem vermindert eine schlechte Pflanzenvitalität, verursacht durch z.B. Nährstoffmangel, Bodenverdichtungen oder Viruserkrankungen, die Widerstandskraft der Ackerbohnen gegenüber der Krankheit.
Ertragswirksamkeit
Ausbrüche von Rost bzw. Schokoladenflecken zum Ende der Kornfüllungsphase sind nicht mehr als ertragsmindernd zu bewerten. Infektionen nach Ende der Blüte können zwar noch ertragswirksam sein, eine chemische Bekämpfung zu diesem Zeitpunkt ist aber i.d.R. nur bei sehr starkem Befall wirtschaftlich. Einschränkend wirkt sich die schlechte und potentiell verlustreiche Durchfahrbarkeit der Bestände zu diesem Entwicklungsstadium aus. Ein Auftreten während der Blüte unter günstigen Witterungsbedingungen bedingt oft Ertragsminderungen, bei denen ein Eingreifen mittels Fungiziden ökonomisch sinnvoll erscheint. Beide Krankheiten können in Extremfällen Ertragsminderungen von bis 50% verursachen. In sehr seltenen Fällen kann eine schwere unkontrollierte Infektion des Schokoladenflecks zum Totalverlust der Ernte führen
Vorbeugende Maßnahmen
Um den Bedarf an direkter Krankheitsbekämpfung möglichst gering zu halten, können eine Reihe von vorbeugenden Maßnahmen ergriffen werden. Zu nennen wären hier das Einhalten von mindestens fünf Jahren Anbaupause, die Verwendung gesunden Saatgutes sowie resistenterer Sorten, wie z.B. „GL Sunrise“ oder „Allison“. Weitere präventive Maßnahmen sind die Einarbeitung von Ernteresten und gekeimten Ausfallsamen befallener Ackerbohnenbestände zur Rotteförderung, ein räumlicher Abstand zu Vorjahresflächen, frühe Saattermine und eine wirksame Unkrautbekämpfung sowie angepasste Saatstärken.
Direkte Maßnahmen
In Deutschland sind die Wirkstoffe Tebuconazol und Azoxystrobin für den Einsatz bei Ackerbohnen als Ackerkultur mit Indikationen für Ackerbohnenrost und Schokoladenfleckenkrankheit zugelassen. Beide Wirkstoffe weisen eine gewisse Dauerwirkung auf. Tebuconazol zwischen 7 und 10, sowie Azoxystrobin bis 20 Tage. Tebuconazol wirkt systemisch und wird mit dem Xylemwasserstrom in die Spitze der Pflanze, also auch in neu gebildete Triebe, transportiert. Dadurch resultiert mit der Zeit allerdings auch ein Verdünnungseffekt. Tebuconazol hat insbesondere bei der Rostbekämpfung auch kurative (also eine Erkrankung „heilende“) Eigenschaften, da es das Pilzmycel angreift.
Azoxystrobin hat eine vorwiegend protektive Wirkung, da es die Sporenkeimung hemmt. Es muss also vor dem Hauptinfektionsereignis ausgebracht werden. Die Wirkung hält dafür aber relativ lange an, da eine Art Wirkstoffdepot in der Wachsschicht entsteht, von welchem aus sich der Wirkstoff systemisch im Blatt, und von dort zu einem kleineren Teil auch pflanzenaufwärts über den Xylemwasserstrom verteilt.
Um beide Vorteile zu nutzen, bietet sich bei Fungizidanwendungen unter Umständen eine Kombination beider Wirkstoffe an. Eine direkte Maßnahme zur Krankheitsbekämpfung ist dann in Erwägung zu ziehen,
- wenn sich der Pflanzenbestand im Entwicklungsstadium der Blüte befindet,
- die auf dem Schlag vorherrschenden Umweltbedingungen sowohl ein hohes Infektionsrisiko als auch ausreichend Ertragspotential erwarten lassen
- und bei der regelmäßigen Bestandskontrolle bereits erste Symptome von Ackerbohnenrost oder Schokoladenflecken sichtbar sind.
Das Wichtigste für die Praxis
- In erster Linie sollte Pilzkrankheiten mit vorbeugenden Maßnahmen, wie z.B. Einhaltung von Anbaupausen und angepasster Feldhygiene begegnet werden.
- Kurz vor und während der Ackerbohnenblüte müssen die Witterungsbedingungen kontinuierlich im Auge behalten werden, um Situationen mit hohem Infektionsrisiko frühzeitig zu erkennen.
- Insbesondere unter Bedingungen, welche ein hohes Infektionsrisiko (andauernde hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die 20°C) vermuten lassen, müssen die Bestände regelmäßig auf beginnende Krankheitsausbrüche kontrolliert werden.
- Wird der anfängliche Ausbruch einer Pilzkrankheit festgestellt bzw. ein sehr hohes Infektionsrisiko angenommen, muss unter den jeweiligen Gegebenheiten (Ertragspotential und Entwicklungsstadium der Ackerbohnen, Wetterprognose, Kosten Pflanzenschutzmaßnahme) abgewogen werden, ob zu erwartende Ertragseinbußen eine Fungizidmaßnahme rechtfertigen.
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