Entscheidungshilfen
Bezogen auf den Proteingehalt der Samen und das Aminosäuremuster, sind Weisse Lupinen (Abbildung 1) nach Sojabohnen für Tierfütterung und menschliche Ernährung die wertvollsten Eiweissfrüchte. Die Erträge liegen meist um die 3 t/ha (Schwankungen von 2 bis 4 t/ha sind möglich). Vorteile gegenüber Sojabohnen sind vor allem die Aussaatmöglichkeit bereits im März (Frost bis -5 °C ist kein Problem), eine bessere Vorfruchtwirkung und deutlich sichtbare Blüten, die attraktiv für Hummeln und Bienen sind. Lupinen gedeihen gut auf sauren, phosphorarmen Böden. Nachteile der Weissen Lupinen sind die Gefahr, durch Anthraknose einen grossen Teil der Ernte zu verlieren, Probleme mit Spätverunkrautung, die relativ späte Ernte (Mitte bis Ende August) und ungeklärte Vermarktungsmöglichkeiten.
Zur Vermeidung der Brennfleckenkrankheit
Der wichtigste Schlüssel zum Erfolg ist ein Vermeiden der Brennfleckenkrankheit Anthraknose, die über das Saatgut übertragen wird. Daher sollte nur zertifiziertes Saatgut verwendet werden, das auch optisch „sauber“ aussieht. Alle bisher erhältlichen Sorten sind anfällig auf die Krankheit. In Deutschland ist seit 2019 die weniger anfällige Sorte „Frieda“ zugelassen, die sich im Anbau 2019 an zwei Versuchsorten in der Schweiz bewährt hat. Auch die französische Sorte „Sulimo“ erwies sich bisher (an zwei Orten und in drei Versuchsjahren) als weniger anfällig und sehr ertragsstark. Ab 2020 steht auch die laut Züchter weniger anfällige Sorte „Celina“ zur Verfügung, mit der wir aber noch keine Erfahrungen haben. Am wenigsten Probleme mit Anthraknose gibt es auf sommertrockenen, windreichen Standorten mit pH-Werten unter 7.
Erfolgsfaktoren vor dem Anbau
Kalkgehalt des Bodens: Lupinen sind sehr sensibel auf den Kalkgehalt im Boden. Erfahrungen des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL in Praxisversuchen zeigen: Bei Gehalten < 3 % ist ein Anbau möglich, zwischen 3-10 % wird ein Tastversuch empfohlen, ab 10 % ist der Anbau nicht möglich. Da Böden mit höherem Kalkgehalt in der Regel auch höhere pH-Werte haben, wird in der Literatur meist nur der pH-Wert als kritische Grösse genannt. In Arbeiten aus Frankreich wurde jedoch gezeigt, dass insbesondere der Kalk (CaCO3 ) in den feinen Fraktionen Ton und Schluff die Lupinen daran hindert, die Menge an Eisen aus dem Boden aufzunehmen, die die Knöllchen für die Stickstoff-Fixierung brauchen (Duthion 1992). Die Folge ist ein Stickstoffmangel für die Pflanzen, der sich an gelblichen Blättern und kümmerlichem Wachstum zeigt (Kalkchlorose). Auf einem solchen Boden ist auch die Anfälligkeit auf Anthraknose erhöht. Geimpfte Lupinenpflanzen (s. unten) sollten ein kräftiges dunkles Grün haben, ansonsten ist der Boden nicht für den Lupinenanbau geeignet. In der Regel sollte der pH-Wert des Bodens tiefer als 7 sein.
Impfung: Lupinensaatgut muss, wie Sojabohnen, vor dem Anbau mit Knöllchenbakterien geimpft werden. So können die Wurzeln zusammen mit den Bakterien die Stickstoff-fixierenden Knöllchen bilden, und eine Stickstoff-Düngung ist nicht notwendig. Diese Bodenbakterien sind in Böden, auf denen in den letzten Jahren keine Lupinen angebaut wurden, nicht oder nicht in ausreichender Menge vorhanden. Versuche konnten eindrucksvoll zeigen, dass die Impfung leicht zu einer Verdoppelung oder Verdreifachung des Ertrages führt. Das gängigste dieser Impfmittel ist ein schwarzes Pulver auf Torfbasis, das lebende Bakterien enthält. Es kann zusammen mit dem Saatgut im Saatguthandel bestellt werden und wird am besten direkt vor der Aussaat mit dem Saatgut vermischt, bis die Samen rundum schwarz sind. Da UV-Licht die Bakterien tötet, sollte das Impfmittel oder das fertig geimpfte Saatgut vor Sonnenlicht geschützt und kühl gelagert werden (siehe auch den englischen Artikel: “Inoculation of soybean seed“).
Erfolgsfaktoren während Anbau und Ernte
Unkrautbekämpfung: Im Vorauflauf wird, auch im konventionellen Anbau, eine Unkrautkur (Falsches Saatbett) oder Blindstriegeln empfohlen (bis 3 Tage nach der Aussaat). Besondere Vorsicht ist geboten, um nicht auf die Saat zu fahren. Die Weissen Lupinen können ca. 4-6 Wochen nach der Aussaat gehackt oder gestriegelt werden (Abbildung 2). Weisse Lupinen werden ähnlich wie Soja gehackt (siehe auch Practice Note 2). Idealerweise sollte Hacken/Striegeln nachmittags durchgeführt werden, wenn der Turgor in den Pflanzen geringer ist, um Verletzungen zu vermeiden. Etwa 8 Wochen nach der Aussaat, zu Beginn der Blütezeit, lohnt sich ein Kontrollgang über das Feld bei trockenem Wetter. Zu dieser Zeit sind die ersten Nester von Anthraknose sichtbar (Abbildung 4) und eine Entfernung und Abführung der befallenen Pflanzen von Hand kann helfen zu verhindern, dass sich die Krankheit von diesen Nestern aus noch schneller ausbreitet.
Ernte: Weisse Lupinen reifen spät, d.h. in der Regel Ende August/Anfang September. In sehr heissen Jahren (wie z.B. 2015 und 2018) konnten sie schon in der ersten Augustwoche geerntet werden. Gibt es im Juli/August noch viele Niederschläge, kann sich die Ernte deutlich verspäten, da je nach Sorte und Witterung dann nochmals Seitentriebe gebildet werden. Der richtige Druschzeitpunkt ist erreicht, wenn die Samen in den Hülsen beim Anstossen „klappern“ und das meiste Stroh braun ist (Abbildung 3). Die Hülsen der Weissen Lupinen sind deutlich platzfester als die der Blauen Lupinen. Die Samen sind sehr gross, entsprechend muss der Dreschkorb möglichst weit offen sein. Die Dreschtrommel-Drehzahl sollte auf niedrigster Stufe eingestellt werden, die Windleistung sollte für schnelle Strohabtrennung hoch sein. Bei einer Feuchtigkeit über 14 % sollten die Samen schonend (unter 35 °C Lufttemperatur) nachgetrocknet werden.
Weitere Informationen
Literatur
Dierauer, H., Böhler, D., Kranzler, A., Zollitsch, W., 2004. Lupinen. Merkblatt. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Frick. www.shop.fibl. org/chde/mwdownloads/download/link/id/228/.
Dierauer, H., Clerc, M., Böhler, D., Klaiss, M. Hegglin, Django, 2017. Erfolgreicher Anbau von Körnerleguminosen in Mischkultur mit Getreide. Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, Frick. www.shop.fibl.org/chde/1670- koernerleguminosen-mischkulturen.html
Duthion, C., 1992. Comportement du lupin blanc, Lupinus albus L, cv Lublanc, en sols calcaires. Seuils de tolérance à la Chlorose. Agronomie 1992, 12, 439-445. https://hal.archives-ouvertes.fr/hal-00885488/document.
Gresta, F., Wink, M., Prins, U. Abberton, M., Capraro, J., Scarafoni, A. & Hill, G., 2017. Lupins in European cropping systems. In: Murphy- Bokern, D., Stoddard, F. and Watson, C. 2017. Legumes in cropping systems, p. 88-108, Wallingford: CABI Publishing.
Websites und Videos
Seiten zum Anbau von Biolupinen auf der Webplattform Bioaktuell.ch, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/ackerbau/koernerleguminosen/ biolupinen.html.
Die Webseite des deutschen Lupinennetzwerkes ist eine wertvolle Ressource: www.lupinen-netzwerk.de/Kategorie/anbau/allgemeines/.
Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, 2020. Lupinenanbau – Erfolg mit neuen Sorten. YouTube-Kanal FiBLFilm. www.youtube. com/watch?v=ELyQAP6gT4g&feature.
Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, 2020. Maschinendemo: Mechanische Unkrautregulierung in Soja. YouTube-Kanal Legume Hub. www.youtube.com/watch?v=9iWR-pEfO-g&t=1s.
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