Besonders relevant ist der Einsatz von heimischen Körnerleguminosen für Betriebe, die auf eine gentechnikfreie Fütterung setzen, ihre Schweine über entsprechende Qualitätsfleischprogramme vermarkten und so eine höhere Wertschöpfung erzielen. Gentechnikfreier Sojaextraktionsschrot, insbesondere wenn die Sojabohnen aus Europa stammen, ist deutlich teurer als konventionelle Ware. Hier kann es sinnvoll sein, einen Teil der Soja in der Ration durch andere, selbst angebaute Leguminosen, zu ersetzen. Neben Proteingehalten, Aminosäuremustern und Kosten sollten auch Faktoren wie Fördermöglichkeiten im Anbau und positive Fruchtfolgeeffekte bei der Entscheidung berücksichtigt werden, zum Beispiel ob Erbsen gut ins gesamte Betriebssystem passen und beim Anbau und der Fütterung miteinbezogen werden können.
Anbau und Nutzung von Erbsen auf dem Betrieb Strecker
Michael Strecker aus Untereppach in Hohenlohe nutzt für die Fütterung seiner 670 Mastschweine auch Erbsen. Auf rund zehn Hektar Ackerland baut er die Körnerleguminose schon seit etwa zehn Jahren an. Im Rahmen des baden-württembergischen Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT) werden fünfgliedrige Fruchtfolgen auf den Flächen gefördert, wobei ein Anteil von mindestens 10% Leguminosen vorgeschrieben ist. Bei der Wahl der Leguminose in der Fruchtfolge entschied sich Familie Strecker für die Erbse, da diese in der Schweinefütterung optimal selbst verwertet werden kann. Die Erbsen werden ergänzend zum gentechnikfreien Sojaextraktionsschrot als Proteinquelle eingesetzt. Der Erbsenanteil in der Ration liegt bei 6%. Dadurch kann die Menge an teurem GVO-freiem Sojaextraktionsschrot reduziert werden, ein völliger Verzicht darauf ist jedoch nicht vorgesehen. Jährlich sind das ca. 5%, die an Soja eingespart werden können, was einer Menge von 25-30 Tonnen entspricht. Eine Futtermittelanalyse ist aufgrund des relativ niedrigen Anteils in der Ration für die Erbsen nicht erforderlich. Die Ration wird während der gesamten Mast als Universalmastfutter verwendet (Tabelle 1). Die Mastleistung der Schwäbisch Hällischen Schweine von Michael Strecker bleibt durch den Einsatz der Erbsen unverändert.
Die Schweine vermarktet Michael Strecker über die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH). Für alle Qualitätsfleischprogramme der BESH ist die Fütterung mit gentechnikfreien Futtermitteln vorgeschrieben. Dies wird durch höhere Erzeugerpreise für die Mitgliedsbetriebe honoriert und bei der Vermarktung des Schwäbisch Hällischen Qualitätsschweinefleischs g.g.A. auch mit kommuniziert.
Bei dem für den Anbau gewählten Standort handelte es sich um einen mittelschweren Boden, welcher locker und durchlässig ist. Der pH-Wert konnte im schwach sauren Bereich gemessen werden. Auf diesem gut für den Erbsenanbau geeigneten Standort können im Durchschnitt pro Hektar ca. vier Tonnen Erbsen geerntet werden, mit Schwankungen nach oben und unten. Familie Strecker ist vor allem von der Erbse als Vorfrucht überzeugt. Die Erbsen hinterlassen einen lockeren Boden, der für den Anbau der nachfolgenden Feldfrucht kaum noch bearbeitet werden muss. Die Einsparungen in der Düngung bei der nachfolgenden Feldfrucht, sowie die reduzierte Notwendigkeit zur Bodenbearbeitung, machen die Erbsen zu einer kostengünstigen Komponente in der Fruchtfolge. Es entstehen auch keine Kosten für Pflanzenschutzmittel bei den Erbsen, lediglich eine einmalige Unkrautbekämpfung sei hier von Nöten. Vor allem das nach den Erbsen angebaute Getreide weise eine sehr hohe Qualität und gute Erträge auf, so Michael Strecker.
Die gedroschenen Erbsen werden im Betrieb durch eine mobile Mahl- und Mischanlage von einem Lohnunternehmen mit den anderen Futterkomponenten vermischt, geschrotet und in das Silo geblasen. Ist zur neuen Ernte noch ein Teil der Erbsen aus dem Vorjahr übrig, werden die Erbsen auch verkauft. Zum Marktfruchtanbau komme die Erbse für Michael Strecker allerdings nicht in Frage. Im Verkauf können um die 15€/dt erzielt werden, in der betriebsinternen Verwendung zur Fütterung sind die Erbsen jedoch nach seiner Schätzung 20-25€/dt wert.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass der Anbau und der eigenbetriebliche Einsatz von Erbsen in der Schweinefütterung sich hier vor allem lohnen, weil eine gentechnikfreie Fütterung erfolgt und damit in der Vermarktung der Schweine eine bessere Wertschöpfung erreicht wird. Der Vorfruchtwert für die der Erbse nachfolgenden Feldfrucht, die FAKT-Prämie und die Einsparung beim Zukauf von teurer gentechnikfreier europäischer Soja tragen maßgeblich dazu bei, dass der Anbau der Erbsen interessant ist. Die Integration der Erbse ins betriebliche Gesamtsystem, als Leguminose im Ackerbau und die Verwertung in der Schweinemast macht sie zu einer stabilen und unkompliziert zu handhabenden Futterkomponente.
Weitere Informationen
LfL Information: Erbse – heimischer Eiweiß- und Stärkelieferant. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) (Hrsg.), 2013. Freising – Weihenstephan. www.lfl.bayern.de/mam/cms07/publikationen/daten/informationen/erbsen.pdf
Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne, website: www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de/
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